Natur im Stadtgebiet
Der Blühpakt Bayern ist 2018 vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) nach dem Volksbegehren "Rettet die Bienen" ins Leben gerufen worden. Ziel ist es, die Umwelt artenreicher und insbesondere insektenfreundlicher zu gestalten. Um die verschiedenen Zielgruppen zu erreichen gibt es unterschiedliche Projekte: Betriebe oder private Gärten können ausgezeichnet werden, Broschüren und Informationsmaterial werden bereitgestellt (auch im Rathaus Vöhringen), Verbände und Vereine können sich der Blühpakt-Allianz anschließen und Kommunen können z.B. an dem Projekt "Starterkit - 100 blühende Kommunen" teilnehmen. Seit 2022 nimmt die Stadt Vöhringen an dem bayernweiten Projekt vom Blühpakt Bayern "Starterkit - 100 blühende Kommunen" teil.
Das Motto der Stadt Vöhringen lautet "Vöhringen blüht - Insekten willkommen".
"Starterkit - 100 blühende Kommunen"
Das Projekt soll ein Anstoß sein, kommunale Grünflächen naturnah und insektenfreundlich zu gestalten. Den Kommunen stehen von den Bezirksregierungen Blühpakt-Berater zur Seite und Bauhöfe erhalten Schulungen für eine insektenschonende Arbeitsweise. Um an dem mit 5000 € geförderten Projekt teilzunehmen, müssen konkrete Flächen ökologisch aufgewertet werden.
Blühpakt-Projekte der Stadt Vöhringen - Maßnahmen im Stadtgebiet
Steigerung der Artenvielfalt und somit des Nahrungsangebotes für Insekten
- Flächenausmagerung durch Sandeinarbeitung und Unterdrückung unerwünschten Aufwuchs: Die Vegetationsschicht wird umgebrochen und im Abstand von 4 Wochen dreimal gefräst um konkurenzstarke Pflanzen zu unterdrücken. Im letzten Fräsdurchgang wird zum Abmagern der Fläche ungewaschener Sand eingearbeitet. Anschließend folgt eine Ansaat.
- Flächenausmagerung durch regelmäßige Mahd: Ab Mai wird drei- bis viermal pro Jahr gemäht und anschließend das Mahdgut aufgenommen und abgefahren. Das Vorgehen wird über zwei bis drei Jahre wiederholt.
- Neophytenbekämpfung durch regelmäßige Mahd: z.B. die Kanadische Goldrute oder das einjährige Berufkraut sollen durch eine regelmäßige Mahd geschwächt werden und an der Selbstaussaat gehindert werden.
Hintergrund: viele Neophyten sind für die heimische Flora problematisch, weil sie extrem wuchsstark sind und damit sehr viele andere Pflanzen unterdrücken, welche jedoch als Nahrungsquelle für heimische Tierarten lebensnotwendig sind. - Ansaat mit Saatgut: Zertifiziertes Saatgut von gebietsheimischer Herkunft (regionaler Genpool) wird dünn ausgesät und nur angewalzt. Sehr viele der heimischen Wiesenkräuter sind Lichtkeimer und dürfen nicht in den Boden eingearbeitet werden.
- Ansaat mit Mahdgutübertrag: Die Spenderfläche wird im Frühsommer früh morgens gemäht, weil dann vom Tau die Samen noch am Mahdgut kleben. Das Mahdgut wird auf der Empfängerfläche mit Hilfe von Heugabeln und durch hochwerfen verteilt. Nach einem Tag wird das Mahdgut noch einmal bewegt, damit das Saatgut herausfällt. Drei bis vier Wochen später wird das Mahdgut beseitigt.
Schaffung von Nistmöglichkeiten
- Einbau von Nistmaterialien: Wurzelstumpen, Totholz oder Sandhaufen mit ungewaschenem Sand werden auf den verschiedenen Flächen eingebaut. Es gibt Insekten, die vorzugsweise im Totholz leben (z.B. Blauschwarze Holzbiene), andere wiederum nisten im Boden, wie die Sandbiene.
- Bau und Errichtung von künstlichen Nisthilfen: Mit Kindern und Jugendlichen werden Insektenhotels gebaut und in Totholzstämme Löcher vorgebohrt. Einige Insekten bevorzugen bereits fertige Röhren/Gänge, wie z.B. Rostrote Mauerbiene
- Rohbodenstellen herstellen/erhalten: Für erdlebende Insekten wird stellenweise der Bewuchs abgeschoben und bei Bedarf alle paar Jahre wiederholt.
Weitere Maßnahmen
- Die Entwicklung von Kleingewässer wird unterstützt durch Bodenmodellierung, z.B. als Laichplatz für Libellen.
- Zum Schutz vor Störungen durch den Menschen werden stellenweise Sträucher gepflanzt, Holzstämme oder große Steine platziert. Zudem sollen Bürger über Hinweis- und Informationsschilder informiert werden.
Die konkreten städtischen Flächen im Rahmen des Projektes "Starterkit - 100 blühende Kommunen" sind:
Fläche 1: Ehemaliger Lagerplatz nördlich der Kläranlage
Fläche 2: Spielplatz Rue de Vizille
Fläche 3: Wiese an der Wasserachse, hinter Cardijn-Haus
Fläche 4: Schrankenweg, an der Bahnlinie
Fläche 5: Schleifweg, beim Umspannwerk
Die Portraitseite der Stadt Vöhringen beim Blühpakt Bayern finden Sie hier.
Informationen von Blühpakt Bayern
Homepage Blühpakt Bayern
Broschüre Gemeinsam für mehr Artenvielfalt
Im Stadtgebiet Vöhringen gibt es mehrere Streuobstwiesen unterschiedlichen Alters.
Das besondere an Streuobstwiesen ist, sie...
- sind Nahrungsquelle für Insekten, Vögel und Kleinsäuger
- bieten Tieren Schutz als Lebensraum zur Jungtieraufzucht und zur Überwinterung
- haben eine ausgleichende Wirkung auf das Kleinklima
- ermöglichen den Erhalt alter Obstsorten
- prägen das Landschaftsbild
- schenken Menschen regionales und frisches Obst.
Aktion "Gelbes Band"
Vöhringen beteiligt sich an dem Ernteprojekt „Gelbes Band“ – einer bundesweiten Aktion zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendungen.
Alle Bäume im Stadtgebiet, welche im Herbst (i.d.R. September bis November) mit einem gelben Band um den Stamm herum gekennzeichnet sind, sind für die „Ernte“ freigegeben und jeder der möchte, darf sich bedienen. Eine Mitnahme von Obst für gewerbliche Zwecke ist jedoch nicht erlaubt.
Auch Privatpersonen können sich an der Aktion beteiligen und eigene, frei zugängliche Obstbäume, die nicht selbst vollständig abgeerntet werden, mit einem gelben Band markieren.
Größere Streuobstwiesen finden sich im Stadtgebiet an folgenden Stellen: Lageplan
Illerberg/Thal:
- Errachweg, östlich der A7
- Feldweg, östlich der A7
- Kreisverkehr Rue de Vizille – Staatsstraße NU 14
- nördlich der Staatsstraße NU 14 am Radweg
Illerzell:
- östlich der Illertaltangente
Vöhringen:
- südlich von Rauhhornweg und Kanzelwandweg
Landkreis Neu-Ulm:
Weitere Streuobstwiesen oder Ernteplätze für Wildobst oder Kräuter, auch über die Landkreisgrenze hinaus, können über mundraub.org ausfindig gemacht werden.
Ist der Apfel reif?
Bevor geerntet wird, sollte überprüft werden, ob das Obst bereits reif ist. Dann schmeckt es nicht nur besser, sondern ist auch länger haltbar. Bei Äpfeln kann mittels einer leichten Drehung versucht werden den Apfel vom Zweig zu lösen. Wenn er sich nicht einfach lösen lässt, sollte der Apfel noch ein paar Tage am Baum verbleiben und reifen. Bei Zwetschgen oder Birnen kann durch leichten Druck die Reife der Frucht getestet werden.
Zeitnah aufgesammeltes Fallobst eignet sich ebenfalls gut zur Verwertung oder zum direkten Verzehr. Jedes Obststück ist ein Unikat und manchmal wird auch eines von einer Raupe bewohnt. Aber auch dieses Obst kann ohne weiteres noch gegessen werden, wenn die Schadstelle weggeschnitten wird.
"Ungepflegt" oder ökologisch wertvoll?
Eine Streuobstwiese wird maximal zweimal im Jahr gemäht. Die Bäume erhalten alle paar Jahre einen nicht ertragsorientierten Pflegeschnitt und Totholz darf auf der Wiese verbleiben. Diese naturnahe Pflege erscheint manch einem Besucher als zu verwildert, sie bildet jedoch die Grundlage für einen der artenreichsten Lebensräume in Mitteleuropa.
Weiteres rund um Streuobst:
Saftpressmobil - Termine in Vöhringen (Betreiber Peter Anton aus Ulm)
Streuobst in Bayern erhalten und nutzen (Herausgeber: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft)
Besondere Apfel- und Birnensorten in Nordschwaben (Herausgeber: Hans-Thomas Bosch)
Der Naschgarten der Stadt Vöhringen liegt in der Kolpingstraße - mitten in Vöhringen - und steht allen Bürgern offen. Von verschiedenen Obstbäumen und -sträuchern sowie aus Hochbeeten mit Kräutern darf genascht werden.
Der Garten lädt zum Verweilen ein, ob auf einer mitgebrachten Decke oder einer der Bänke. Ab und an finden hier auch kleine Veranstaltungen statt.
Der Naschgarten wird in den nächsten Jahren noch weiterentwickelt und der Verein für Gartenbau und Landespflege Vöhringen e.V. (VGL) unterstützt die Stadt Vöhringen hierbei mit seinem Wissen und Tatkraft.
Das Naturschutzgebiet "Wasenlöcher bei Illerberg" ist eines von vier Naturschutzgebieten im Landkreis Neu-Ulm und umfasst ca. 69 ha Fläche. Ursprünglich war das Gebiet ein großes kalkreiches Niedermoor, mit großen Feuchtwiesen.
Der Begriff "Wasen" bezeichnet je nach Quelle eine Feuchtwiese, feuchtes Ödland oder auch eine Grasnarbe / Sode. Beides weist auf einen früheren Torfabbau hin.
Ein Teil des Niedermoors wurde in der Vergangenheit durch Torfabbau, Trockenlegung und Aufforstungen zerstört. Nach der Trockenlegung war eine bessere landwirtschaftliche Bearbeitung der Flächen möglich.
1995 wurde das Gebiet zwischen Illerberg, Thal, Wullenstetten und Witzighausen als Fauna-Flora-Habitat-Gebiet unter Schutz gestellt. Das Ziel ist es, die verbliebene spezialisierte Tier- und Pflanzenwelt zu schützen und wieder zu fördern. Gehölzfreie Feuchtwiesen und Nassbereiche sind das typische Landschaftsbild eines Niedermoores.
Moore und Klimaschutz
Das Thema Moor und Wiedervernässung ist aktueller denn je, da Moore einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten können.
Bund und Länder haben in den vergangenen Jahren verschiedene Ziele formuliert und Maßnahmen auf den Weg gebracht, um das Ökosystem "Moor" zu fördern und dadurch das klimaschädliche CO2 aus der Luft zu binden.
In der Grafik Klimawirkung von Moorböden der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) sind die Zusammenhänge bildlich dargestellt.
Im Stadtgebiet gibt es zwei besonders erhaltenswerte Bäume, welche als Naturdenkmal ausgezeichnet wurden.
Bäume können als Naturdenkmal ausgewiesen werden, um sie wegen ihrer besonderen Schönheit und Eigenart oder wegen ihrer ökologischen Funktion als Lebensraum und Aufenthaltsort für die heimische Insekten- und Vogelwelt zu erhalten. Außerdem können historische, volks- und heimatkundliche Bedeutungen als Zweck für den Schutzstatus eine Rolle spielen.
Auf dem Bild ist die Linde beim Bildstock in Illerberg zu sehen.
Das andere Naturdenkmal ist die Friedenslinde in Vöhringen, welche auf der Verkehrsinsel in der Kreuzung Wielandstraße/Illerzellerstraße steht.